"Sir Onkel Minitrailer Wurschtl"

  

Ende September 2009 wurde ich zu einem Notfall gerufen, weil ein kleiner Hund namens „Djole“ die

alte Dame, die ihn adoptiert hatte, aus seiner Angst heraus blutig gebissen und gekratzt hat. Eine junge Frau hat ihn dann zu sich und ihren 3 Hunden genommen, wo er nach einer Woche begann, deren Familie zu attackieren. Er war unglaublich scheu und zurückhaltend, kam ein Fremder ihm zu nahe, schnappte er sofort nach der Hand, die ihn streicheln wollte und er machte um alles und jeden einen

großen Bogen.

 

Nachdem die junge Frau den kleinen Kerl auch nicht behalten konnte, landete er eines Sonntag abends um 21 Uhr in meinem Kofferraum, wieder mit dem Auftrag, ihn vermittelbar zu machen.

 Der kleine weiße Hund, mit den schwarzen Tupfen und den lustigen Stehohren hat auch bei mir und Mizzi keine Ausnahme gemacht und sich uns gleich einmal mit seinen Zähnen vom Leib gehalten.

Er hatte allerdings die Angewohnheit, sein Geschäft nur in Freiheit zu verrichten (also ohne Leine) oder ansonsten in der Wohnung. 

Einen Hund, der sich nicht angreifen lässt und der keine Beziehung zu mir hat kann ich allerdings nicht frei laufen lassen, also sind wir stundenlang durch den Süden von Wien gewandert, in der Hoffnung, dass es irgendwo gut genug riecht, um sich auch an der Leine zu lösen. Er hat mich dann meistens dazu gebracht – meist irgendwann nach Mitternacht – in ein eingezäuntes Areal, welches eigentlich ein Spielplatz wäre, zu gehen, um ihn dort frei zu lassen – und so schnell konnte ich gar nicht schauen, hat er dort das getan, was er in den 2-3 Stunden zuvor nicht tun wollte!

 

Nachdem er´s mit dem Angreifen auch nicht so hatte, hab ich eine kurze Leine an seinem Halsband befestigt, die er ständig mit sich herumschleppte, so musste ich ihm nicht zu nahe kommen und er konnte langsam Vertrauen fassen. Am 4. Tag ist es mir dann gelungen, sehr sanft seine Brust zu berühren, ohne, dass er in Panik geraten wäre. Am Nachmittag dieses 4. Tages hat er dann einen unachtsamen Moment meinerseits genutzt und ist davongelaufen. Mit der Leine am Halsband und ohne Vertrauen zu Menschen oder Hunden.

Mizzi hat 3 mal versucht, ihn aufzuhalten, aber er ließ sich nicht beirren.

„Wurschtl“, wie ich ihn dann wegen einiger sehr lustiger Verhaltensweisen nannte, genoss dreieinhalb Wochen lang seine wiedergewonnene Freiheit in den Weinbergen von Oberlaa. Er hielt uns alle ordentlich auf Trab und wir waren auch schon sehr bekannt in der Gegend, weil wir mit unseren Fischernetzen und den suchenden Blicken doch einigermaßen auffällig unterwegs waren.

 

Letztendlich beschlossen wir, ihn mit einer Lebendfalle einzufangen. Nach knapp einwöchiger Vorbereitung saß er wiedermal an einem Sonntag, diesmal um Mitternacht, in der Falle und war völlig verstört. So verstört, dass er sich sogar widerstandslos von mir zum Auto tragen ließ.

 

Von da an war eine neue Freundschaft besiegelt. Er hatte völliges Vertrauen zu mir – ich allerdings noch nicht zu ihm! Somit hatte er ein halbes Jahr strikten Leinenzwang, daheim war er aber ein lustiger, liebevoller und vor allem unheimlich liebenswerter kleiner Hund – den allerdings nur ich angreifen durfte. Er machte seither nie wieder Anstalten, jemanden zu beißen, aber er blieb weiterhin zurückhaltend, aber immerhin schon neugierig. Doch selbst große Hunde wie Rhodesian Ridgeback und Weimaraner kann er sich mühelos und souverän vom Leib halten, wenn sie ihn zu sehr bedrängen. Bei jungen und übermütigen Hunden ist er nachsichtig und souverän, daher auch sein Pseudonym! 

Er ist ein richtig „cooler Typ“ könnte man sagen, der aber auch vor Übermut sprühen kann und aus purer Lust am Leben Purzelbäume schlägt.

Diese Freude zeigt er vor allem bei unserem gemeinsamen Hobby, dem Mantrailing, durch das er gelernt hat, sich fremden Menschen zu nähern und dann auch noch eine tolle Belohnung dafür zu erhalten, wenn er diese Person gefunden hat!

Mit all seinen Eigenheiten, Späßen und der unendlichen Treue hat er sich einen fixen Platz in meinem Herzen und in meiner Wohnung ergattert – und auch Mizzi ist sehr glücklich mit ihrem kleinen Freund!

Ich denke, bei Wurschtl kann ich für Mizzi und mich sprechen, dass wir beide sehr froh und dankbar sind, ihn in unserem Team zu haben, denn er hat unser beider Leben absolut bereichert!

Es tut seinem Charme und seinem lustigen Wesen auch überhaupt keinen Abbruch, dass er nach einer Operation an seinem linken Auge am 30. 6. 2010 dann nach etwas mehr als 6 Wochen (am Freitag dem 13. 8.)  sein Auge doch verlieren musste und jetzt als kleiner, charmanter Pirat seine Späßchen treibt.

„Wurschtl, wir sind sehr froh, dass du bei uns bist!“

 

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