"der Streetworker"

                                                                                      

Im Frühjahr 2013 wurde ich von Animalcare International, und da insbesondere von Father Anthony, gebeten den knapp 2jährigen "Erwin" unter meine Fittiche zu nehmen, da "Fra Tony" ihn zwar schon seit dem Welpenalter kannte, aber aus irgendeinem Grund keinen Zugang zu dem scheuen Hundebub bekam.

Mitte Juni 2013 war es dann soweit, "Erwin" kam mit einem Transport von Bosnien nach Österreich und zog direkt bei uns ein.

Dieser Bursche wirkte schwerst verstört, halb verhungert, fühlte sich zwar mit Hunden in seiner Umgebung wohl, aber zu Menschen hatte er absolut kein Vertrauen. Jeder Blickkontakt schlug ihn in die Flucht, Berührungen schienen ihm regelrecht Schmerzen zu verursachen, so sehr verkrampfte er sich und zuckte weg, wenn er nicht auskam. Geräusche, Bewegungen, herabfallende Blätter, ... es gab sehr viele Auslöser, die ihn in Panik versetzten und ihn hätten flüchten lassen, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte.

Sehr behutsam zeigte ich ihm, dass er zu mir und meiner engsten Familie (vorallem meinen Eltern) Vertrauen haben kann, da niemand ihn bedrängte, er zu nichts gezwungen wurde und er selbst entscheiden durfte, wann er neugierig wurde und den Kontakt von sich aus gesucht hat.

Seine ganz große Liebe war von Anfang an Mizzi! Mit ihrer unnahbaren Art, ihrem herben Charme und ihrer unmissverständlichen Hundesprache hat sie - ganz gegen ihren Willen - in kürzester Zeit sein Herz erobert.

Flim, wie ich ihn dann nach kurzer Zeit nannte, schaffte es sogar, mit seiner liebenswerten Tollpatschigkeit, Mizzi beinahe sanft und nachsichtig werden zu lassen - seine Strategie, dem strengen Fräulein Rottenmeier Honig um´s Maul zu schmieren, ging also auf!

Die Erfolge seiner Therapie wurden nach und nach sichtbar, Flim suchte schön langsam auch Kontakt zu Menschen, hatte vorallem sichtbaren Spaß am Leben, hatte Freude an gemeinsamen Aktivitäten und traute sich schön langsam auch, frecher zu werden.

Obwohl ich grundsätzlich sehr viel Wert auf gutes Benehmen lege war mir in diesem Fall wichtig, das Selbstbewusstsein des hübschen Kerls so zu stärken, dass er sich traut, auch mal ein wenig ungehobelt zu sein.

Der Plan ging absolut auf! Flim ist heute in vielen Situationen selbstbewusst und gelassen, die Schreckhaftigkeit hat sich auf ein Minimum reduziert, er geht auch auf fremde Menschen zu, sucht aber immer den Kontakt zu den ihm wichtigsten "Bezugspersonen" - Mizzi und mir.

Um mich auch selbst immer wieder daran zu erinnern, wie Flim sich entwickelt hat, hab ich nach einem halben Jahr bei mir einen Film zusammengestellt, der zeigt, was wir alles an Therapien gemacht haben und welche Fortschritte er in dieser Zeit gemacht hat.

Eigentlich war "Erwin" ja auch als Vermittlungshund geplant - doch nach all dem, was wir gemeinsam erlebt haben, wie stark die Verbindung zwischen uns ist sieht´s ganz danach aus, als würde Flim nun ebenfalls fix zum Rudel gehören.

Seine Spezialität ist die Lebensfreude, der Spaß an der Bewegung und am Sozialkontakt und vorallem seine extrem stark ausgeprägte soziale Ader und die Sensibilität wenn´s irgendwo schlechte Stimmung gibt. Das hat ihm auch seinen Beinamen "der Streetworker" eingebracht! 

Flim ist also eine weitere Bereicherung unseres bunten Haufens und auch er hat mich wieder vieles gelehrt was ich in die Arbeit mit meinen Kunden einfließen lassen kann.

 

"Danke für dein Vertrauen mein liebes Fleckvieh!"

 

 

 

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